Vom 30. Juli bis 12. August fand dieses Jahr die 40. Internationale Jugendbegegnung in Dachau statt. Zu dem besonderen Jubiläum waren unter anderem Politiker*innen, Zeitzeugen und langjährige Begleiter*innen der IJB eingeladen. Und natürlich sollte auch ein besonderes Programm geboten werden. Dieses Jahr konnte die Veranstaltung coronabedingt nur mit insgesamt 50 Teilnehmer*innen stattfinden. Schon zu Beginn der IJB besuchten die Teilnehmer*innen das Konzert von Besides im Kloster Karmel in der KZ-Gedenkstätte. Das von Bernadetta Czech-Sailer (BDL, Landratsamt Dachau) organisierte Konzert, war eine außergewöhnliche Erfahrung für alle Gäste.
Wie üblich waren die beiden Wochen der Internationalen Jugendbegegnung voll mit vielen Workshops, Exkursionen, dem Tag der Gedenkorte und natürlich vielen Programmpunkten um miteinander zu feiern und Land & Leute kennenzulernen.
Für die Teilnehmer*innen standen während der IJB verschiedene Workshops auf der Agenda zu den Themen Antisemitismus, (Anti-)Diskriminierung und Rassismus. Außerdem beschäftigten Sie sich mit der Geschichte der KZ-Gedenkstätte in Dachau und der NS-Geschichte Deutschlands. Aufgelockert wurde das Programm durch Yoga im Max-Mannheimer-Haus, gemeinsame Ausflüge nach München und Garmisch-Partenkirchen und auch ein Besuch in einem Biergarten durfte für die internationalen Teilnehmer*innen natürlich auch nicht fehlen.
Die wichtigsten Veranstaltungen der IJB sind die Zeitzeugengespräche. Wir freuen uns sehr, dass sich dieses Jahr Ernst Grube, Dr. Borys Sabarko und Peter Gadosch die Zeit genommen haben, um sich über Ihre Erfahrungen mit den Teilnehmer*innen auszutauschen.
Am 6.8. fand dann die Jubiläumsfeier im Max-Mannheimer-Haus statt. Zur Begrüßung richtete der Oberbürgermeister Florian Hartmann das Wort an die Gäste und begrüßte ihr Engagement, sich mit dem Thema des Nationalsozialismus in Dachau auseinanderzusetzen. Es folgten Reden des Landrats Stefan Löwl, Kreisrätin Marese Hoffmann und Dr. Bernadetta Czech-Sailer (Landratsamt Dachau/Partnerschaft für Demokratie und ehemalige Teamerin der IJB). Im Anschluss fand die Frage- und Antwort-Stunde zu Kunst und Widerstand in Russland mit den Künstlerinnen von Pussy Riot statt. Marija Aljochina nahm Bezug zur Rede von Bernadetta Czech-Sailer und betonte, dass die Gleichgültigkeit der Menschen der Nährboden für das zunehmend faschistischer werdende Putin-Regime und den Ukraine-Krieg ist. Sie beschrieben aber auch die vielen Widerstandsformen, die allerdings auch mit drakonischen Strafmaßnahmen geahndet werden. Auf die Frage, inwiefern es noch Reste einer demokratischen Ordnung gäbe, betonte sie, dass unter Putin Demokratie immer nur Fassade war, die nun vollends abgefallen ist.
Bei einer Erinnerungsreise berichteten Frank Striegler (Begründer der IJB), Klaus Schultz (ehem. Beiratsvorsitzender Jugendgästehaus), Gisela Joelsen (langjährige Projektleitung der IJB) und Birlin Kurfer (ehemaliger Teamer) von ihren Erlebnissen und Erinnerungen an die Anfangstage und die ersten Jahre und Jahrzehnte der Jugendbegegnung.
Während des Tages konnten die Besucher*innen die Ausstellung zur Geschichte der IJB besuchen, sich mit Spielen die Zeit vertreiben und am Graffity-Stand kreativ werden und natürlich sich treffen und austauschen. Am Abend bildete das Konzert der kremlkritischen Punkband PUSSY RIOT einen gebührenden Abschluss für das besondere Jubiläum. Im Grunde ist das Konzert eine Darstellung der Aktionen und eine Anleitung zum kreativen Widerstand. Die Choreographie kommt wie ein Gewitter mit dröhnenden Klängen und düsteren Bildern. Mashas Buch Tage des Aufstands ist die Geschichte, die in der Performance eindrücklich erzählt wird. Begleitet von der Punk-Klang- und Tanzperformance reisen die Gäste auch zu den Schauprozessen und dann ins Straflager. Das Publikum und die Presse waren fasziniert. Viele der Besucher*innen drängten sich im Anschluss an den Merchandise-Stand, kauften Shirts, Bücher, ließen sich diese signieren und mit den Aktivistinnen fotografieren. Es war wohl für alle Beteiligten ein besonderes Erlebnis.
Nach diesem ereignisreichen Tag besuchten Pussy Riot die Gedenkstätte und nachmittags kamen Zeitzeugen, Teilnehmer*innen und Gäste zum Zeitzeugencafé zusammen.
Das Jubiläumsjahr war ein besonderes. Aber wir freuen uns auch, 2023 – hoffentlich – im Jahr 1 nach der Pandemie wieder mehr Jugendliche in Dachau begrüßen zu können.
Zur Berichterstattung über die IJB: https://www.kjr-dachau.de/ueber-uns/pressespiegel