Lerne aus der Vergangenheit * Träume in die Zukunft * aber
Lebe in der Gegenwart
(Rainer Kaune)
Wir sprachen über das Dreigespann Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft.
Und als wir in der Zukunft ankamen, über die Rolle der Natur in der Zukunft der Kinder, darüber, wie lebenswichtig die Natur für uns alle ist, aber auch, wie viel sie uns schenkt, wie viel Spaß und Freude man in, mit und an ihr haben kann:
So formte sich unsere Projektüberschrift:
Die Bäume lehren uns Standhaftigkeit und Tiefe. Sie verwurzeln sich tief in der Erde und strecken ihre Äste hoch in den Himmel. Sie zeigen uns, wie wichtig ein fester Boden und eine starke Basis für ein erfüllendes Leben sind.
Die Vögel lehren uns Leichtigkeit und Freiheit. Sie können fliegen und den Himmel erkunden. Sie erinnern uns daran, unsere Flügel auszubreiten und unsere Träume zu verfolgen.
Die Blumen lehren uns Schönheit und Gelassenheit. Sie blühen in ihrer eigenen Geschwindigkeit und erfreuen uns mit ihren Farben und Düften. Sie zeigen uns, wie wichtig es ist, uns selbst zu entfalten und unsere Einzigartigkeit zu feiern.
Wir erlebten einen Waldtag, einen Kräutertag und zuletzt, aus dem Rahmen fallend, jedoch so wichtig für die jüngere Zukunft der Kinder, einen Workshop zur „Selbstverteidigung“ miteinander.
WALDTAG
Jede Klasse machte einen Ausflug in die nahegelegene Allacher Lohe.
Bettina von der Organisation „Mach Dich schmutzig“ holte uns dazu schwer bepackt mit 25 Sitzkissen, einem 5 Liter Wassersack und einem Rucksack mit Rätseln, Knetmasse und Bildtafeln um 8.30 Uhr an der Schule ab. Und los gings, bei 25 Grad schon morgens, und erst am frühen Nachmittag bei 30 Grad und einigen Mückenstichen später zurück – und voller fantastischer Erlebnisse im Wald, so dass einige Kinder gleich nach der Schule wieder dorthin zurück wollten, um weiter an unserem Lager zu bauen.
Kinderstimmen:
„Bäume sind stark. Man kann sie umarmen. Wie Freunde.“
„Ich wusste gar nicht, dass der Wald der schönste Spielplatz ist.“
„In der Erde ist ja richtig was los!“
„Ich liebe Nacktschnecken und Sauerklee.“
Es gibt Regeln im Wald: Nicht so schreien, achtgeben auf junge Bäumchen und Pflanzen und Tiere, Müll wieder mitnehmen.
Man kann mit Ton oder Knetmasse Bäume dekorieren.
Oder als Baumdoktor Löcher in Bäumen mit selbst gemachter Salbe verarzten.
Man kann Lager bauen, und wenn alle dabei an einem Strang ziehen, kommt man schnell voran.
Umgefallene Bäume sind der beste Klettergarten.
Alle Pflanzen kommunizieren miteinander. Die Bäume mit einem unterirdischen Pilzgeflechtnetz, das wie ein Telefon funktioniert. Wird ein Baum von Käfern angegriffen, sendet er den umliegenden Bäumen Signale, so dass sie Gift gegen diese Art Käfer produzieren.
Das und Vieles mehr haben wir im Wald erfahren. Und wer mehr wissen möchte findet hier weitere Informationen im Buch oder gleichnamigen Film.
Schulbeete:
Unsere Schulbeete sind auch eine Art Zukunftsprojekt im Sinne von Mutter Natur:
Vergangenen Herbst setzten wir Blumenzwiebeln in die Erde und wurden im Frühling reich beschenkt mit bunten Tulpen.
Ende April streuten und säten wir Samen. Das Gemüse und die Sonnenblumen haben sich die Schnecken geholt, nur 4 kleine Kohlrabi haben es geschafft und die Bohnen, die erst im September reif sein werden.
Doch der Rest ist schier explodiert zu einem Meer aus Düften und Farben. Am letzten Schultag wurde geerntet: für zu Hause Kapuzinerkresse und Ringelblumen für den Salat, Pfefferminze und Malvenblüten zum Tee, und bunte Pausenessen für sofort. Guten Appetit!
KRÄUTERTAG
Nach kleiner Kräuterkunde, Vorsichtshinweisen zum Sammeln und selbst gemalten Kärtchen, auf denen auf dem Weg 6 verschiedene Kräuter zu sammeln waren, starteten wir gegen 9 Uhr zum Jugendtreff an der Jahnstraße. Kaum am kleinen Kanal angekommen, folgt die erste Mutprobe: wer traut sich eine Brennnessel anzufassen und im Anschluss zu essen? Natürlich nur mit Trick: fasst man ein Blatt der Brennnessel energisch und fest an, so zerdrückt man dabei die kleinen Härchen, die das Brennen verursachen, so dass sie einen nicht sticht. Dann rollt man das Blatt zwischen den Fingerspitzen zu einer Kugel zusammen, die man anschließend in den Mund steckt.
Die Brennnessel ist übrigens ein Superfood: 100 Gramm Brennnesselblättern enthalten 700 mg Calcium, das ist sechsmal mehr als die Milch liefert. Auch für Beta Carotin, Magnesium (80 mg) und Eisen (4 mg) sind die Brennnesselblätter eine gute Quelle, und ihr Vitamin-C-Gehalt ist sechsmal so hoch wie jener der Orange.
So gestärkt erreichten wir etwa 90 Minuten später das Jugendzentrum, in den zuvor an die Kinder verteilten Papiertütchen unterwegs gesammelte Pflanzen und Wildkräuter wie Klettenlabkraut, Löwenzahn, Spitzwegerich, Gänseblümchen, wilder Thymian, Benediktenkraut, Wiesenkönigin etc…
Doch zu unser aller Schreck fanden wir die Küche, in der wir nun unser Mittagessen zubereiten wollten, mit Planen zugeklebt und besetzt von zwei Handwerkern vor, die ausgerechnet an den beiden Kräutertagen die Lüftung einbauen mussten.
Zuletzt hatten wir Glück im Unglück: einer der Männer brachte die zuvor von mir bereits dort gelagerten Zutaten im Auto zu einer anderen Küche nahe Lidl, die uns inklusive Essraum zur Verfügung gestellt wurde, die Kinder schulterten ihre Rucksäcke und machten sich wirklich tapfer abermals auf den Weg.
Dort angekommen waren Begeisterung und Mithilfe groß: die einen spielten Kicker, die anderen klebten Pflanzen auf ein Plakat, die nächsten rupften Blätter und Blüten und rührten und schüttelten, deckten den Tisch.
Auf der Speisekarte standen:
Selbstgeschüttelte Kräuterbutter aus Sahne, Pellkartoffeln mit Kräuterquark, kleine selbstgerollte Brotkugeln, Omelette und Tortilla mit Brennnesseln und zum Nachtisch Pfefferminzschokolade.
Außerdem hatten wir Kräutersalz und aus Kokosöl, Bienenwachs und Spitzwegerichblättern Spitzwegerichsalbe hergestellt, die gegen Stiche aller Art hilft und alles in kleine Papiertütchen beziehungsweise Gläschen gefüllt, für jedes Kind eines.
Außer der Pfefferminzschokolade hat den Kindern alles bestens geschmeckt!!
Nach getaner Arbeit: Kurze Ruhezeit, bei der tatsächlich drei Kinder eingeschlafen sind…
Und zum Nachmachen:
Buntes Kräuterbrot mit malerischer Kräuterlandschaft: https://mein-kraeuterkeller.de/kraeuterbrot-mit-bluetenlandschaft
Am nächsten Tag malten die Kinder mit Blüten auf ein zuvor in Wasser getauchtes Aquarellpapier. Überraschung und Zauberei: wenn man mit Lauge (Essigessenz) oder Base (Natron) auf die fertigen Bilder sprüht, verändern sich die Farben!!
AUSSTELLUNG:
In der letzten Schulwoche gestalteten die Kinder in Gruppenarbeit unsere Abschlussausstellung in der Aula. Ich hoffe, dass viele Eltern sie genießen konnten, bei den Mitschülern weckten unsere gesammelten Werke erstaunte Aufmerksamkeit.
Glücksbäume und Fotos der Exkursionen:
SELBSTVERTEIDIGUNG:
Am Mittwoch der vorletzten Schulwoche besuchte uns Tom von „Selbstverteidigung 4 You“.
Jede Klasse verbrachte 3 Stunden mit ihm in der Turnhalle, wo Tom den Kindern auf spielerische Weise beibrachte, was sie tun und wie sie reagieren sollten, wenn sie auf dem Schulweg von einem Fremden angesprochen, von Mitschülern gemobbt oder geärgert werden und wo ihr Schutzraum verläuft, den keiner außer Mutter, Vater, Geschwister oder nahe Freunde übertreten darf.
In Rollenspielen und mit Hilfe von Gummischilden und weiteren Utensilien spielten die Kinder verschiedene Situationen nach, griffen an, verteidigten sich, schrien so laut sie konnten mit ihrer Bauchstimme, übten Körperhaltungen von starken Löwen ein und zerschlugen zuletzt mit der bloßen Handseite ein Brett, wofür jeder am Ende eine Urkunde erhielt.
Nicht oft genug können wir die Kinder immer wieder an das erinnern, was sie hier gelernt und erfahren haben, es könnte in bestimmten Situationen lebensrettend sein!
Während die eine Klasse in der Turnhalle war, gestalteten unsere Kolleginnen Ramona und Sehide mit der jeweils anderen Klasse das ABC der Gemeinschaft:
Das Schuljahr ist zu Ende, ein Jahr von großer Veränderung, vielen Herausforderungen für Kinder, Eltern und auch für uns, viel Lernen und Erfahren, Freundschaft, Liebe, Streit, Versöhnung, Glück, Demokratie und bunten gemeinsamen Erlebnissen!
Wir sagen danke und wünschen gute Erholung und frohe Ferien!
Zum Schluss noch etwas zum Nachdenken und Anwenden über die Sommerferien vom römischen Kaiser Marc Aurel, der vor rund 1900 Jahren nicht nur ein Weltreich regierte, sondern sich auch kluge Gedanken über das Menschsein machte.
Sein Motto: Lebe gelassen und gütig, dankbar und achtsam.
Seine 10 Leitsätze hat sein Biograf Alexander Demandt folgendermaßen zusammengefasst:
1. Kümmere dich um das, was in deiner Macht steht. Gräme dich nicht über Unabänderliches und Unerreichbares. Bleibe gelassen!
2. Lass alles, was war, und alles, was kommt, dahingestellt. Nur die Gegenwart steht zur Verfügung.
3. Nicht die Dinge, sondern die Auffassung von ihnen bestimmen dein Leben. Meinungen sind machbar. Bilde dir deine eigene Meinung!
4. Gehorche deiner inneren Stimme und lass dich nicht verführen durch äußere Güter.
5. Prüfe alles und entscheide selbst. Gib nichts auf Lob und Tadel, nichts auf das Urteil der Nachwelt. Aber lass dich belehren, wenn die Vernunft es gebietet.
6. Handle stets zum Besten der Menschheit, um selbst ein besserer Mensch zu werden! Mit Güte bezwingst du auch den Unverschämten.
7. Ärgere dich nicht über Missstände, sondern suche, sie zu beheben. Den Mitmenschen zürne nicht, ertrage oder belehre sie! Bedenke, dass auch Du Fehler hast!
8. Bewahre dir ein Gefühl der Dankbarkeit für das, was dir von Gott oder der Natur gegeben ist, zumal die Vernunft und die Freiheit der Gedanken.
9. Bedenke, dass alles sich wandelt; die Dinge lösen sich auf, der Stoff aber bleibt erhalten so wie die formende Kraft, die aus ihm stets Neues erzeugt.
10. Erkenne im Tod einen Teil der Weltordnung, wann immer er eintritt, fürchte ihn nicht! Bleibe heiter!