Bakari Diakite berichtete am Dienstag, den 6. Oktober 2020 als Podiumsgast der Podiumsdiskussion „Wir müssen reden!“ von seinen persönlichen Erfahrungen mit Rassismus in Deutschland. „Es passiert immer!“ Ob auf der Straße, beim Fußball, oder im Fitnessstudio, er muss mit täglichem Rassismus und Hetze gegen ihn leben, weil er schwarz ist. „Du Schwein, du darfst nicht rein!“ wurde ihm erst letztens entgegen geworfen, als er in die S-Bahn steigen wollte. Das ist der Alltag von Bakari Diakite. Er kommt aus Mali, lebt seit vier Jahren in Deutschland und ist im letzten Lehrjahr für den Beruf Anlagemechaniker. Er teilte das Podium mit Claudia Schmidlehner, Lehrerin und AG-Leiterin von Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage (SOR – SMC) an der Realschule Weichs, und Inga Bones, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Karlsruher Institut für Technologie und Trainerin im Forum für Streitkultur. Nach einem herzlichen Grußwort von Peter Heller, Vorsitzender des Runden Tisch gegen Rassismus Dachau e.V. startete die Podiumsdiskussion, moderiert von Lisa Groeger von Jugendmigrationsdienste Dachau, mit den erschreckenden Erzählungen von Bakari Diakite. Doch was tun, wenn man mitbekommt, dass ein Mitmensch Rassisten zum Opfer fällt? Inga Bones‘ Antwort darauf ist klar: Helfen! „Denn wer nicht hilft, lässt das auf eine gewisse Weise auch zu!“ Wie man der jungen Generation Werte wie Toleranz, Achtsamkeit, Zivilcourage, demokratisches, antirassistisches und diskriminierungsfreies Denken vermittelt, erklärt Claudia Schmidlehner. Sie findet im Unterricht immer wieder passende Aspekte, um sich mit den Schülern mit Rassismus auseinanderzusetzen und diesbezüglich auf aktuelle Themen einzugehen „Besonders als Deutsch- und Geschichtslehrerin bietet sich da im Unterricht viel an“, so die AG-Leiterin von SOR – SMC. Wichtig sei, die Schüler für diese Thematik zu sensibilisieren, es nicht totzuschweigen, sondern unbedingt darüber zu reden.
Noch schwieriger ist der Umgang mit Rassismus im Internet. Laut Inga Bones ist die Hemmschwelle für viele Menschen auf Social Media geringer. Ob das die Erklärung für die zahlreichen rassistischen Übergriffe auf Facebook gegen Bakari Diakite ist, weswegen er die Social Media Plattform gelöscht hat?
„Das wird man doch noch sagen dürfen!“ Was ist freie Meinungsäußerung und was eine Straftat? Inga Bones spricht hierbei von einem „Demokratiedilemma“. Die Problematik im Internet sei, dass dort die Anonymität der Benutzer und die Grauzone des „Demokratiedilemmas“ ausgenutzt werden.
Nach dem sehr interessanten Gespräch waren die Podiumsgäste offen für weitere Fragen vom Publikum. Das führte zu einer recht langen, intensiven, angeregten und emotionalen Diskussion. Verschiedene Ansichten und Möglichkeiten zur Bekämpfung von Rassismus und anderer Diskriminierung in Deutschland wurden ausgetauscht. Eine absolute Lösung für dieses recht komplizierte und tief in unserer Gesellschaft verwurzelte Problem wurde natürlich nicht gefunden. Klar, allerdings, wurde, dass das Hauptproblem die schweigende Mehrheit ist. „Rassismus ist mein Alltag, doch ich bekomme immer Hilfe“, sagte Bakari Diakite. Man muss aufstehen und handeln!