Ein Mal monatlich werde ich in diesem Blog geglückte, glückliche Momente festhalten, und ebenso die unglücklichen, welche, die zum Nachdenken anregen, und welche, die einen kleinen Einblick bieten in das, was die Kinder und ich miteinander erleben und erarbeiten.
Kathrin Feldmann, Ganztagspädagogin
Glücks ABC:
Glück ist…
Anzunehmen was IST
Bald im Winterglitzer durch knirschenden Schnee zu spazieren
Chaos als Teil des Lebens zu betrachten
Dankbarkeit zu empfinden
Einen geliebten Menschen zu umarmen
Füreinander da und…
Ganz im Hier und Jetzt zu sein
Hand in Hand durch Herbstlaub zu rascheln
In den Sternenhimmel zu blicken
Jeden Moment als kostbar zu erachten
Keine Angst zu haben
Langsamkeit zu leben, wenn die Welt sich immer schneller dreht
Menschen, Pflanzen, Tiere lieben
Neugierig..
Offen zu bleiben für Neues
Pancakes mit Ahornsirup, Vanilleeis und Sahne
Quacksalbern nichts zu glauben
Rosenduft
Sommer auch im Winter riechen zu können
Tagelang in einem guten Buch versinken..
Und Kinder lachen zu hören
Viel zu lachen
Wenig zu bedauern
XXX …
…YYY…
…Zeilen für eigene Glücksdinge
Neubeginn
Und jedem Anfang ruht ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft zu leben (H. Hesse)
2. Klasse!!! Nur noch mindestens 8 Jahre Schule – Manchem rutscht noch immer das gewohnte 1a oder 1b über die Lippen…
Nachdem einige Kinder die Klasse beziehungsweise Schule gewechselt haben, müssen Freundschaften und Hierarchien neu ausbalanciert werden. In der 2a gibt es nur noch zwei Jungs, die sich im Wechsel lieben und hassen, in der 2b ist es viel ruhiger geworden, die Mädchen choreografieren Songs und singen dazu, die Jungs fiebern dem nächsten Fußballmatch in den Pausen entgegen.
Auch Bobby-Luca hat einen neuen Freund
Was wären unsere Glücks- und Demokratiestunden ohne ein gemeinsames Lied, das wir zu Beginn unserer Stunden miteinander singen!
Dieses Mal haben die Kinder klassenweise die Songs selbst gedichtet und vertont:
Demokratie:
Die wöchentliche Kinderkonferenz ist auch dieses Schuljahr wieder sehr beliebt. Nachdem die Kinder von ihren Ferien erzählten, wobei die Kinder, die diese Zeit nicht so oder nicht nur glücklich erlebt hatten ausgiebig durch eine Glücksdusche getröstet wurden, sprechen wir häufig über Rivalität, Eifersucht und das Gefühl, ausgeschlossen zu sein. Um damit besser umgehen zu können, lernten die Kinder erste Begriffe aus der Gewaltfreien Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg.
Es gibt die Giraffensprache, die von Herzen kommt, und die Wolfssprache, die wir einstimmig auf Monstersprache umtauften, da sie die „böse“ Sprache bezeichnet und Wölfe nicht böse sind.
Die Kinder erarbeiteten sich den Begriff „Bedürfnis“ und gestalteten ein Herz, in welchem die Bedürfnisse der Kinder zu lesen sind, außerhalb des Herzens befindet sich das, was die Bedürfnisse bedrohen.
Bevor Jemand angeklagt oder über eine Situation geurteilt wird, erforschen die Kinder ihre momentanen Gefühle und äußern sie:
- Ich fühle mich allein, und wünsche mir…
- Ich bin müde und hungrig und brauche…
- Es ist mir zu laut hier, ich möchte gern…
- Ich bin traurig, weil ich mit meinen Eltern Streit hatte und wünsche mir…
So entspannt sich ein Konflikt, bevor er zu eskalieren droht.
Wir dividierten Herzens- und Monstersätze auseinander und siehe da: die Kinder sind sehr lernwillig und üben sich seither im Kommunizieren auf diese Weise, lernen dadurch ihre Gefühle wahr- und ernst zu nehmen, ebenso wie die ihres Gegenübers, sie auszusprechen und selbstständiger Streitereien zu schlichten, sowie Unstimmigkeiten in Verständnis umzuwandeln.
Doch das schien einer Gruppe Mädchen aus der 2b nicht genug.
Sie stellten sich vor die Klasse, ernannten sich zu Streitschlichterinnen und erklärten ihr Vorgehen und bestückten sich mit roten und gelben Karten und einer Klassenliste. Gibt es irgendwo Streit, zücken sie engagiert ihre Karten, sprechen mit ihren Mitschüler*Innen, machen sich Notizen hinter deren Namen und sammeln gute und schlecht Taten und Worte. Nach 5 guten gibt es ein kleines Geschenk aus unserer Schatzkiste.
GLÜCK:
Wir brauchen und basteln sogleich eine neue Glücksbox, bewohnt auch von Glüxisaurus:
Ist ein Kind traurig, darf es, wie auch schon im vergangenen Schuljahr, eine Karte ziehen. Darauf stehen nicht nur Komplimente und liebe Worte sondern auch hilfreiche Taten oder freundschaftliche Angebote.
Die Wunschgirlande
Die Kinder basteln Herz- und Wolkentaschen, in welche sie ein Kärtchen mit einem Wunsch von sich darauf stecken, bevor wir sie zu einer Girlande aneinanderreihen. Bald werden sie sich selbst einen kleinen Brief schreiben mit ihren Stärken und mit Zielen für dieses Schuljahr, den sie mit hineingeben und erst zum Ende des Schuljahres werden die Taschen wieder geöffnet. Dann wird sich auch von uns ein kleiner Gruß mit großem Lob darin befinden (Überraschung, geheim!) – und natürlich spicken wir zuvor hinein, um vielleicht hoffentlich den einen oder anderen Wunsch erfüllen oder an die Eltern weitergeben zu können.
Und schon ist es Herbst geworden…
…Kastanienmonster machen glücklich…
…Kastanienbrillen ermöglichen wahren Durchblick…
…und Liebe macht glücklich – was lieben wir?
Alte Menschen waren auch einmal Kinder:
Eines unserer Hauptthemen dieses Schuljahres im Glücksunterricht ist eine Zusammenarbeit mit dem Seniorenheim um die Ecke.
Zitate der Kinder:
„Wir machen die alten Menschen glücklich, weil uns das auch glücklich macht.“
„Die sind oft einsam und weinen viel, da können wir sie trösten.“
„Manche können nicht mehr richtig laufen, wir könnten ihnen dann was holen.“
Bevor wir klassenweise während der Adventszeit den älteren Damen und Herren in ihrem Zuhause einen Besuch abstatten werden, initiieren wir einen Briefwechsel, aus dem möglicherweise die eine oder andere Brieffreundschaft wird entstehen können.
Jedes Kind schrieb ein paar Zeilen, malte sich dann selbst umringt von Dingen, die ihm Spaß machen, jetzt noch Deko drum herum und möglichst bunt und alles ab in einen selbst gebastelten Briefumschlag.
Bis zu unserem Adventsbesuch lernen wir noch ein paar weihnachtliche Lieder, die den Senior*Innen dann vor Ort vortragen werden.
Doch davon wird im nächsten Blog die Rede sein.
Wir werden berühmt:
Eine Moderatorin samt Kameramann und Tontechniker besuchten uns gleich in der 4. Schulwoche in der Klasse 2b. Leider war die Klasse 2a zu diesem Zeitpunkt unauffindbar, denn gerne hätten ein paar Kinder daraus auch an diesem aufregenden Event teilgenommen. Doch auch so war es ein unvergessliches Erlebnis von einer Kamera gefilmt und fürs Fernsehen interviewt zu werden.
Das etwas, wie ich finde, dünn geratene Ergebnis ist hier nachzuschauen:
Link zum Beitrag über unseren Glücksunterricht in der Abendschau von BR/ARD
Ich wünsche Ihnen und uns allen eine gemütliche erst nebelverhangene, dann „stade“ Zeit mit zwei poetischen Klassikern:
Herr: Es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren
und auf den Fluren laß die Winde los.
Befiehl den letzten Früchten voll zu sein
gib Ihnen noch zwei südlichere Tage
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr
wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.
(Rainer Maria Rilke)
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In einem leeren Haselstrauch
Da sitzen drei Spatzen, Bauch an Bauch.
Der Erich rechts und links der Franz
Und mitten drin der freche Hans.
Sie haben die Augen zu, ganz zu,
Und obendrüber da schneit es, hu!
Sie rücken zusammen dicht an dicht.
So warm wie der Hans hats niemand nicht.
Sie hören alle drei ihrer Herzlein Gepoch.
Und wenn sie nicht weg sind, so sitzen sie noch.
(Christian Morgenstern)