im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Demokratie, einfach machen!“ am 25.10.2023
Kundgebung, Besetzung, Sitzblockaden, Ankleben auf der Fahrbahn, Steinwürfe auf Polizei – welche Aktionsformen sind eigentlich demokratisch? Unter anderem diese Frage stellte der Betzavta-Workshop am 25.10.23, der vom Runden Tisch gegen Rassismus Dachau e.V. und dem Kreisjugendring Dachau im Rahmen der gemeinsamen Veranstaltungsreihe „Demokratie, einfach machen!“ organisiert wurde.
Betzavta bedeutet „Miteinander“ und ist eine Methode für demokratische Aushandlungsprozesse und gegenseitige Anerkennung unterschiedlicher Standpunkte. Sie wurde in den 1980er Jahren von Uki Maroshek-Klarman am ADAM-Institut für Demokratie und Frieden in Jerusalem entwickelt, das seine Wurzeln in der israelischen Friedensbewegung hat. Der Betzavta-Ansatz versteht Demokratie nicht nur als Regelwerk, sondern als sozialen Prozess, an dem alle täglich mitarbeiten müssen. Dafür brauchen Menschen die Fähigkeit, mit Konflikten umgehen zu können und trotz verschiedener Positionen die Freiheitsrechte Anderer anzuerkennen. Doch was bedeutet ‚demokratisch‘ eigentlich und welche Spannungsfelder sind damit verbunden? Im Betzavta-Workshop lag der Fokus auf der Ausarbeitung demokratischer Wege der Entscheidungsfindung und diese dann auf der Basis unserer pluralen Demokratie für gesellschaftliche Probleme und Konflikte zu nutzen.
Die erste Aufgabe im Rahmen des Betzavta-Workshops war einerseits die Diskussion von Maßnahmen, die unsere Demokratie stärken und resistenter gegen Angriffe machen, und andererseits Maßnahmen, die unsere Demokratie stürzen könnten. So konnten die Maßnahmen abgeglichen werden, denn wenn man weiß, wie die Demokratie am schnellsten gestürzt wird, kann man diese Schwächen fokussieren und minimieren. Nach ausführlicher Diskussion, welche denn die drei schnellsten Maßnahmen zum besseren Schutz der Demokratie seien, durfte sich Gedanken zu verschiedenen Arten von Protest gemacht werden. Welche Art von Protest ist in welchem Rahmen, in welcher Situation, in welcher Stärke gerechtfertigt und legitim? Darauf eine einheitliche Lösung oder allgemein gültige Kriterien zu finden ist kaum möglich. Subjektive und individuelle Vorstellungen, Erfahrungen und Überzeugungen geben zwar viel Material für Diskussionen, bergen aber auch ihre Schwierigkeiten. Jede Person hat, neben demokratischen Grundprinzipien, eigene Kriterien. Die Aufgabe zielte auch vielmehr darauf ab, den Standpunkt der Anderen zu akzeptieren als sich endlos zu widersprechen.
Betzavta bedeutet auch Anerkennung und Verwirklichung des gleichen Rechts für alle Menschen: Demokratische Themen, wie Freiheit, Wahlrecht, Mehrheit und Minderheit, Grundrechte und Gleichheit vor dem Gesetz wurden intensiv im Kontext der demokratischen Partizipation und des demokratischen Wandels diskutiert.