Die Geschichte eines Mädchens, das sich dem Einfluss ihres antisemitischen Umfelds entzieht und nach Jahren des Mitläufertums endlich eine klare Haltung einnimmt.
Die 17-jährige Clara wächst mit ihrem arbeitslosen, frustrierten Vater und ihrer liebevollen, aber nicht durchsetzungsfähigen Mutter auf und absolviert ihr Schulpraktikum in einem Altenheim. Dort lernt sie einen alten Mann, den ehemaligen Geigenbauer Elias kennen, zu dem sie, auch wegen der gemeinsamen Leidenschaft zur Musik, eine besondere Beziehung aufbaut. Clara findet in Elias ein Vorbild, das sie inspiriert, aber auch motiviert. Erst später erfährt sie, dass Elias Jude ist und sie beginnt, die dumpfen Parolen ihres Vaters und der Freunde in einem anderen Licht zu sehen. Auch Elias fasst Vertrauen zu dem jungen Mädchen und erzählt ihr von seiner Brieffreundschaft zu der jüdischen Lehrerin Emmi, mit der er sich dank Clara nach vielen Jahren endlich trifft. Als Emmi später bei einem antisemitischen Attentat, wie zuletzt in Halle, ums Leben kommt, zerbricht Elias daran. Clara wird bewusst, dass es nun endlich Zeit wird, Haltung zu beziehen. Eine Geschichte über den Mut zum Widerstand, die zeigt, wie sehr jeder Einzelne egal welchen Alters dazu beisteuern kann, dass wir eine offene Gesellschaft bilden, in der Antisemitismus und Rechtsextremismus keinen Platz einnehmen.
Zur Entstehungsgeschichte des Kurzfilms
„Blaue Briefe“ entstand aus der Neugier hinter dem Bereich Film, jedoch von Beginn an mit der klaren Intention, ein Thema zu bearbeiten, das nach Ansicht der Macher*innen nach viel zu wenig Aufmerksamkeit bekommt.
Nach dem antisemitischen Anschlag in Halle hat sich Sonja Marschall mehr mit dem Thema Antisemitismus befasst und verstärkt wahrgenommen, dass antisemitische Aussagen und Taten auch heute, mit besonderem Hinblick auf die deutsche Historie, noch im Alltag integriert sind – und das zunehmend gehäuft. Nachdem sie nach dem Abitur 2019 das Drehbuch zu „Blaue Briefe“ geschrieben hatte, ist sie im Februar 2020 über einen Aufruf auf dem schwarzen Brett der Hochschule für Fernsehen und Film in München auf Finn-Oliver Walter und dessen Medienproduktion dreamcapture gestoßen. Nach und nach ist ein bunt gemischtes Team entstanden, das Mitwirkende aus verschiedensten Bereichen und Städten vereinte. Besonders die unterschiedlichen Ansichten, Herangehensweisen und Erfahrungen der ganz jungen, aber auch älteren Teammitgliedern haben das gesamte Projekt für alle sehr bereichert. Einige Monate der Vorarbeit und Organisation folgten, in welchen das Team nach Anfragen bei der Volksbank Raiffeisenbank Dachau sowie der Parternschaft für Demokratie im Landkreis Dachau (finanzielle) Unterstützung des Projekts zugesagt bekamen, die im weiteren Verlauf besonders bei der Finanzierung von An- und Abreise der Mitwirkenden, bei der Bereitstellung von Requisiten und nicht zuletzt der Verpflegung eine große Hilfe war. Alle Mitwirkenden haben jedoch aus Leidenschaft ohne eine finanzielle Aufwandsentschädigung mitgewirkt.
Zentrale Drehorte: Dachau und München
Im August war es schließlich so weit, in Dachau und München ist das gesamte Team, das letztendlich aus über 60 Mitwirkenden bestand, zusammengekommen und hat binnen 6 Drehtagen „Blaue Briefe“ abgedreht. Viele der Mitwirkenden, einschließlich Finn-Oliver Walter wohnen in Dachau / im Großraum München, sodass ein Dreh dort, besonders auch wegen der Historie Dachaus (Szene 1 spielt bspw. auf dem ehemaligen SS-Schießplatz Hebertshausen), als sehr geeignet erschien. Dabei musste sich das Filmteam stets auf unterschiedlichste Gegebenheiten und Drehorte einstellen, ob in einem Geigenbaugeschäft, einem leerstehenden Tagungsgebäude oder einem Privathaus, nicht zuletzt die derzeitige Pandemielage, aber auch die Vereinbarkeit der unterschiedlichen Verfügbarkeiten der teils aus Wien, Trier und Berlin angereisten Mitglieder, hat den Dreh für alle zu einer echten Herausforderung gemacht.
Hinter „Blaue Briefe“ steht abseits der inhaltlichen Botschaft für das gesamte Team eine klare Quintessenz- „Film“ macht Spaß, nicht nur beim Ansehen.
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