Am 17. November 2021 fand ein Online-Workshop von und zusammen mit der Beratungsstelle HateAid statt. Das Thema: Hass im Netz.
Der kurzweilige und hoch interessante Workshop begann mit einem Vortrag, in dem Ulli Grießmann die Organisation HateAid vorstellte. Dieser gestaltete sich interaktiv, da die Teilnehmenden mit dem Tool „Menti“ direkt in das Thema mit einbezogen wurden.
Es startete mit einer Begriffssammlung zum Thema „Digitale Gewalt“, bei der jeder Begriffe in Menti einfügen konnte, die er oder sie mit dem Thema assoziiert. Kurz definiert ist digitale Gewalt etwas, das überall dort passieren kann, dort wo sich Menschen treffen, austauschen und vernetzen. Online als auch offline. Es muss eingesehen werden, dass die digitale Welt Teil der realen Welt ist. Denn oft ist die digitale Welt eng mit den Angriffen der analogen Welt vernetzt. Als Beispiel wurde der Fall Lübke erwähnt und in diesem Zusammenhang auf den „Hass als politisches Mittel“ eingegangen. Dieser ist immer organisiert und gelenkt und weist vor allem eine rechtsextreme Gesinnung auf. Ziel solcher Kommentare, vor allem bei Shitstorms, ist der sogenannte Silencing-Effekt. Die Menschen sollen mundtot gemacht werden. In diesem Zusammenhang berichtete Ulli Grießmann vom rechtsextremistischen Netzwerk „Reconquista Germanica“. Diese Organisation hatte ein Handbuch, welches den Nutzern aufzeigte, was beim sogenannten „shitposting“ beachtet werden muss. Dazu zählt zum Beispiel, dass jeder ein Repertoire an Beleidigungen parat haben sowie mehrere Twitter-Accounts unterhalten soll. Reconquista Germanica hat Angriffe auf diversen Plattformen organisiert und war militärisch sortiert.
Hass im Netz: Allen bekannt
76 Prozent der Internetnutzer*innen haben schon einmal Hass im Netz gesehen. Bei den 14-24-Jährigen waren es sogar 98 Prozent. Viele Internetnutzer*innen, um die 54 Prozent, trauen sich nicht mehr, online ihre politische Meinung zu äußern. Aus Angst vor Hass und Hetze. Dies zeigt, dass das sogenannte „Silencing“ funktioniert.
Gegen Ende des Vortrags, berichtete Ulli Grießmann, in welchen Fällen sich die Menschen an HateAid wenden. Dazu zählen beispielsweise Stalking, technische Diskriminierung oder auch unfreiwillig veröffentlichte Fotos. Die Arbeit von HateAid lässt sich in drei große Arbeitsbereiche einteilen. In die Betroffenenberatung, die Rechtsdurchsetzung und die Sicherheitsberatung. Es ist möglich via Telefonat, E-Mail, dem Meldeformular oder der App MeldeHelden mit HateAid in Kontakt zu treten.
Strategien gegen Hass im Netz
Die allgemeinen Strategien bei der Kommunikationsberatung gestalten sich wie folgt: Es ist wichtig sich nicht provozieren zu lassen und seine eigene Position kurz, klar und verständlich darzustellen. Eine weitere Möglichkeit ist die Deeskalation. Dem Hetzenden im sozialen Netzwerk können Fragen gestellt werden. „Warum denkst du das? Kannst du das begründen?“ Wenn möglich kann auch sanktioniert werden. Des Weiteren ist es wichtig sich in seinen eigenen Kommentaren nicht zu oft zu wiederholen und die Community sollte mit einbezogen werden. Der Grundsatz lautet: „write for the readers“. Eine weitere Strategie ist die sogenannte „Counterspeech“. Mit dieser soll gezielt positiv auf Hasskommentare reagiert werden, anstatt sie zu ignorieren oder zu zensieren. Damit soll bewirkt werden, dass auch die Leute, die nur still mitlesen, sich in die Diskussion miteinbringen. Als weiterer Punkt ist noch zu erwähnen, dass HateAid sich für eine Melderegistersperre einsetzt.
Kurz vor Ende des Vortrags hatten die Teilnehmenden noch einmal die Möglichkeit mit Hilfe von Menti verschiedenste Hasskommentare bezüglich ihrer Strafbarkeit zu beurteilen. In der anschließenden Besprechung war oft großes Erstaunen festzustellen, da die Antworten oft so nicht erwartet wurden. Die häufigsten Strafbestände sind Beleidigungen, Verleumdung und üble Nachrede, Nötigung, Bedrohung, Volksverhetzung sowie verfassungsfeindliche Symbole.
In der an den Vortrag anschließenden Diskussion wurde die Frage gestellt, wie man im Worst-Case reagieren sollte. Grießmanns Antwort darauf war, dass auf jeden Fall eine Strafanzeige gestellt werden soll, vor allem auch bei Pseudonymen. Eine weitere Frage war, auf welchen verschiedenen Plattformen sich die Täter aufhalten. Dabei gibt es große und Unterschiede und vor allem bei Twitter gestaltet es sich sehr schwer, Täter ausfindig zu machen. Außerdem wollte eine Teilnehmende wissen, ob HateAid eine Statistik zu Ihrer Arbeit führt. Das nicht direkt, aber es gibt über 1.600 Klienten, ca. 20 neue Klienten jede Woche und 250-300 Gespräche pro Woche per E-Mail oder Telefonat. Zum Schluss kam noch die Frage auf, um welche Art von Fällen es sich handelt. Dazu gibt es keine Statistik, aber im September und Oktober dieses Jahrs gab es viele Fälle von Nacktbildern, die gegen den Willen im Netz gelandet sind. In der letzten Zeit jedoch, gab es dazu gar keinen Fall mehr. Auch hat sich die Zahl der Impfgegner und Querdenker im Vergleich zum Jahresanfang reduziert.
Zusammengefasst kann nur gesagt werden, dass dieser Vortrag für alle Anwesenden sehr interessant und bereichernd war. Es lohnt sich sehr, diesen Workshop einmal zu besuchen, da die Thematik hochaktuell ist und es vermutlich auch bleiben wird.