Der Kreisjugendring veranstaltete im Oktober zwei Filmvorführungen mit anschließender Diskussion:
„Nasim – Ein Leben in Moria“ und „Der große Demokrator“
Nasim
Die Filmvorführung „Nasim“ fand am 13. Oktober in Zusammenarbeit mit dem Freiraum e.V. statt. Im Anschluss standen die Protagonistin Nasim sowie die Filmemacher Ole Jacobs und Arne Büttner für ein Publikumsgespräch zur Verfügung. Moderiert wurde das Gespräch von Fabian Handfest, Vorsitzender des Freiraum e.V. und Magdalena Hübner, Vorstandsmitglied des Kreisjugendrings. Die Veranstaltung war eine Kooperation der KJR Dachau mit Freiraum e.V. Gefördert durch das Bundesprogramm Demokratie leben! Partnerschaft für Demokratie in Landkreis Dachau
Zum Film:
Gestrandet in Moria, dem größten Geflüchtetenlager der EU, kämpft Nasim gegen ihre eigenen Ängste und die Widrigkeiten des Camps für ein selbstbestimmtes Leben. Die 38-jährige Afghanin kam im Februar 2020 aus dem Iran. Sie flüchtete über die Türkei nach Griechenland. In der Nacht vom 8. auf den 9. September 2020 zerstört ein Großbrand das komplette Lager und Nasim und ihre Familie stehen vor dem Nichts. Es folgen Demonstration, Obdachlosigkeit und Polizeigewalt. Doch Nasim kämpft weiter um ihre Zukunft.
Gespräch:
Nach einer kurzen Vorstellung von Nasim schilderte das Filmteam den Ablauf und die Umstände des Filmdrehs im Geflüchtetenlager in Moria. Die Bewohner*innen des Camps blieben teilweise sehr lange dort und waren dort einigen Widrigkeiten ausgesetzt. Die Filmemacher und Nasim erzählten beispielsweise von strenger Bewachung im Camp und Geschlechtertrennung. Zudem waren die Bewohner*innen teils unmenschlichem Verhalten durch die griechische Polizei ausgesetzt wie Bespucken oder auch das Vernachlässigen von kranken Personen. Durch die Corona-Pandemie wurde die Freiheit der Geflüchteten weiter eingeschränkt. Nasim zeigte sich sehr bedrückt, da immer noch viele Menschen in Lesbos sind und unter diesen schwierigen Bedingungen dort leben. Durch den Krieg in der Ukraine gelang das Thema um Moria in den Hintergrund. Die Filmemacher erhoffen sich, dass ihre Botschaft im Film durch die Welt geht und viele Menschen erreicht.
Der große Demokrator
Am 20. Oktober fand die zweite Filmvorführung des Dokumentarfilms „Der große Demokrator“ im Max-Mannheimer Haus in Dachau statt. Die Veranstaltung fand innerhalb der Veranstaltungsreihe „Zivilcourage und Engagement“ des Runden Tischs gegen Rassismus statt.
Zum Film:
In Deutschland werden die Rufe nach mehr Bürgerbeteiligung immer lauter. Diskussionen wie die um „Stuttgart 21“ oder die Schulreform in Hamburg weisen darauf hin, dass die Menschen sich in vielen Bereichen nicht mehr einfach der Politik unterordnen sondern selbst aktiv mitbestimmen wollen. Diese gesellschaftliche Entwicklung greift Rami Hamze mit einem demokratischen Experiment auf, in dem er den Bürgern des Kölner Stadtteils Kalk zu mehr Selbstbestimmung und Mitsprache verhelfen will. Was passiert, wenn ein Filmemacher vor die Kamera tritt und sich als zentrale Figur parteiisch auf die Seite der Bürger stellt? Kann ein Einzelner einen gesamten Stadtteil zu politischem Handeln motivieren? Unter dem Motto „Kalk für Alle“ haben die Kalker Bürger drei Monate Zeit, einen von Rami Hamze zur Verfügung gestellten Bürgeretat in den Stadtteil zu investieren. Sie werden beweisen müssen, dass sie in der Lage sind, in einem demokratischen Prozess zu einer Lösung zu finden, ohne dabei das Allgemeinwohl aus den Augen zu verlieren.
Gespräch:
Im Anschluss an die Filmvorführung stand Rami Hamze, der gleichzeitig Regisseur und Hauptdarsteller in dem Film ist, für Fragen und eine Diskussion zur Verfügung. Er gab Einblicke in seine persönliche Gefühlswelt, die bei dem Dreh des Films entstand. Eine große Herausforderung war es, die Menschen an einen Tisch zu bekommen und eine faire Diskussionskultur zu etablieren. Als Schwierigkeit nannte Rami Hamze, dass diese Art des Projekts nur wenige Bevölkerungsgruppen anspricht, in diesem Fall eher die gebildete Mittelschicht. Rami selbst sagt, er sei hin und hergerissen, da er einerseits denkt, es sei besser die unterschiedlichen Gruppen (v.a. Ethnien) voneinander zu trennen, da die Interessen einfach zu verschieden sind aber auf der anderen Seite widerspricht das dem Grundsatz, dass die Menschen zusammengebracht werden müssen und miteinander sprechen sollen. Der Film zeigt dabei auf, wie Demokratie funktioniert und warum sie sinnvoll ist. Es wird ebenfalls deutlich, welche Strukturen und Richtlinien in einem fairen politischen System notwendig sind.