Nachbericht zum Online-Vortrag mit der Politikwissenschaftlerin und Autorin Natascha Strobl, der als Teil der Veranstaltungsreihe des Runden Tisch gegen Rassismus Dachau e.V. und des KJR am 04.03.2021 auf Zoom stattfand.
„Was ist Rechts“Extremismus“?“
Mit dieser Frage muss Dr. Natascha Strobl jeden Ihrer Vorträge beginnen, da dieser Begriff oft unterschiedlich definiert wird. So auch den Auftakt der Veranstaltungsreihe für 2021 der Kooperation zwischen des Runden Tisches gegen Rassismus e.V. und des Kreisjugendrings Dachau, gefördert von der Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Dachau.
Zu Beginn richtet der Sprecher des Runden Tisches, Peter Heller, ein Grußwort an die teilweise über 30 Zuhörenden im Online-Raum.
Natascha Strobl, Expertin für Rechtsextremismus und die Neue Rechte
Stefanie Steinbauer, Koordinierungs- und Fachstelle der Partnerschaft für Demokratie, leitete den Abend ein. Binnen der letzten 6 Jahre versuchte man in der Kooperation – Runder Tisch gegen Rassismus Dachau e.V. und Kreisjugendring Dachau – mit Veranstaltungen und Aktionen die unterschiedlichen Facetten gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit zum Thema zu machen. Vieles hat sich seither in Deutschland und darüber hinaus verändert. Rassistische, menschenverachtende Meinungen und Äußerungen wurden wieder salonfähig. Faschisten betreten wieder unverhohlen die politische Bühne. Es wurde und wird weiter öffentlich gehetzt, verleumdet und Vergangenes relativiert. Nichtsdestotrotz kommen gerade sie, die Hetzer und Hassredner*innen, oftmals ungeschoren davon. Das mag mitunter auch an einer geschickten rhetorischen Strategie liegen. Die Referentin des Abends, Dr. Natascha Strobl ist eine österreichische Politikwissenschaftlerin und Autorin. Sie ist Expertin für Rechtsextremismus und die Neue Rechte und ist Mitautorin eines Fachbuchs über Strategien und Ziele der Identitären Bewegung in Europa.
Der Blick zurück
Der Vortrag beginnt mit einem Blick in die hundertjährige Vergangenheit. Denn, so neu ist die Neue Rechte nicht. Ihre Entstehung ist auf die sogenannte konservative Revolution Anfang der 1920er Jahre zurückzuführen. Ein loses Netzwerk aus nicht reaktionären Rechten merkten damals, dass es kein Zurück in das aggressiv nationalistische deutsche Kaiserreich gibt und haben in ihren Büchern und Veröffentlichungen die junge Demokratie der neuen Weimarer Republik denunziert und so den Nationalsozialisten literarisch und sprachlich den Weg geebnet. Frau Dr. Strobl springt in ihrem Vortrag in die 1960er Jahre in Frankreich. Dort flammt die Ideologie der Neuen Rechten wieder auf und wird nach Deutschland und Österreich reimportiert. In dieser Zeit kristallisiert sich die Rolle der Neuen Rechten, als ideologische und politische Überlappung von staatstragendem Bürgertum und offenem Rechtsextremismus, heraus.
Das Ziel der Neuen Rechten ist Hegemonie-Erringung. Es reiche nämlich nicht die Macht an sich zu reißen. Diese Macht müsse auch in der Gesellschaft akzeptiert werden, also nicht nur im Parlament, sondern auch auf dem Marktplatz, im Restaurant, im Kino, im Privathaushalt. Dieser sogenannte Gramscian’ismus von Rechts ist die Metapolitik der Neuen Rechten. Durch eine Kulturrevolution von Rechts soll erreicht werden, dass demokratischer Diskurs nicht mehr möglich ist.
Strategien der Neuen Rechte
Wie soll das erreicht werden?
Dr. Natascha Strobl analysiert die Sprache und Kommunikation und die damit verbunden Strategien der Neuen Rechten sehr ausführlich und auf höchst wissenschaftliche Art und Weise. Trotzdem sei der Einblick, den sie den Teilnehmenden gibt, nur ein sehr kleiner, denn „sonst müssten wir bis übermorgen hier sitzen“.
Nach dem Vortrag gab es noch eine angeregte Fragerunde, die sogar weit über die angesetzte Zeit für den sehr gelungenen Abend hinausreichte.
Die Botschaft am Ende des Abends ist klar: Haltung zeigen und selbst bei Provokationen standhaft bleiben. Das gilt nicht nur für Zivilpersonen, sondern vor allem auch für Organisationen und Institutionen.
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Weitere Veranstaltungen aus der Reihe:
>> Rap/Poetry Slam-Workshop | Mo, 22.03., 17:30 – 20:30 Uhr | Online-Workshop
>> Kritisches Weißsein. Eine notwendige Auseinandersetzung | Sa, 17.04., 13:00 – 17:30 Uhr | Online-Workshop
>> Deutsche Behörden und systemischer Rassismus: eine Recherche | Mo, 12.07., 19:30 – 21:00 Uhr | Max-Mannheimer-Studienzentrum Dachau
>> Antisemitismus und Verschwörungsmythen in der Weimarer Republik und heute | Mo, 20.09., 18:30 – 20:00 Uhr | Max-Mannheimer-Studienzentrum Dachau