Rückblick auf das Festival
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Vor allem die Dokumentationen „Töchter des Aufbruchs“, gezeigt am 21. Mai von den Kooperationspartnern Dachauer Forum und der Friedrich-Ebert-Stiftung, sowie „schwarz“, der Eröffnungsfilm des Festivals am 20. Mai, zogen viele Zuschauer*innen an. Die feierliche Eröffnung fand gemeinsam mit Regisseurin Amuna Wagner und einigen Protagonist*innen, u.a auch Musikerin Melanie Ibemba aus Nürnberg, statt. Im regen Filmgespräch tauschten die Teilnehmenden mit den Filmemacherinnen ihre Eindrücke, Fragen und Anregungen aus.
Die an die Filme anschließenden Gespräche zwischen Publikum und den jeweiligen (Film-)Verantwortlichen haben deutlich gezeigt, wie wichtig und gewinnbringend ein offener Austausch ist. So haben alle Programmpunkte zum Nachdenken angeregt und vielerlei Emotionen hervorgerufen. Der Stand unserer Demokratie wurde kritisch reflektiert. Was bedeutet Partizipation für diejenigen deren Stimme in unserem System (un)bewusst überhört wird? Welches genaue Ziel verfolgen wir mit Stellvertreter*innendebatten? Diese und weitere Fragen wurden gestellt und konkrete Schwachstellen in der Gesellschaft und der Politik benannt.
Eine gesellschaftliche und politische Aufgabe
So auch in dem Workshop „Queer Empowerment: TikTok & Reels“ am 21. Mai, veranstaltet vom Café Queer. Gemeinsam mit Social Media-Profi Maxi (maxls_tiktok) schafften sich die Teilnehmer*innen einen fast dreieinhalbstündigen Safe Space, in dem offen über queere Repräsentation, Reclaiming, (Selbst-)Zensur, aber auch über die fast unbegrenzten kreativen Möglichkeiten in den sozialen Netzwerken gesprochen wurde. Letzteres wurde zum Abschluss auch direkt in die Tat umgesetzt, sodass Jede*r – teilweise zum allerersten Mal – ein eigenes TikTok erstellen konnte.
Das Café Queer merkte – auch vor dem Hintergrund des gescheiterten Selbstbestimmungsgesetzes für Trans*personen – an, wie wichtig die gesellschaftliche und politische Aufgabe ist, Vielfalt einen dauerhaften Raum, Zeit und Solidarität zu geben. Es reiche eben nicht aus, beispielsweise jährlich einen Workshop zum Thema Diversity an Schulen zu veranstalten oder zum IDAHOBIT* die Regenbogenfahne anzubringen. Denn das allein ändere nichts an unserer (Schul-)Kultur.
Auch in dem Workshop #bodyshaming am 21. Mai, durchgeführt mit Outer Circle e. V., wurde nach Möglichkeiten gesucht, um starre Denkmuster aufzubrechen und neue Perspektiven zu ermöglichen. Die Instagramerin Body Mary, bürgerlich Maria González Leal, ist Aktivistin und Beraterin im Bereich intersektionelle Antidiskriminierung. Sie leitete den Workshop und stellte klar, dass der Weg zu einer gerechteren und diversitätsbewussten Gesellschaft mitnichten einfach sein werde. Rassismus begleite viele Menschen tagtäglich und sei niemals nur ein Phänomen. Er ist systematisch, tradiert und wird oft von anderen Diskriminierungsformen begleitet.
Trotz dieser Realität war in den Gesprächen und Workshops eine positive Stimmung und der Wille, Vielfalt aktiv zu gestalten und dafür einzutreten, deutlich spürbar. Erst wenn die Gesellschaft in ihrer Vielfalt begriffen wird und diese auch zur Sprache kommt, können wir von wahrer Teilhabe sprechen. Dazu müssen wir uns alle die Fragen stellen: Was sind gute Formen von Verbündetsein (engl. allyship)? Was kann ich tun? Wie gehe ich mit meinen eigenen Privilegien um?
Einig waren sich am Ende Alle: Eine Demokratie, die von unserer Gesellschaft weitergetragen werden soll, muss die Perspektiven ihrer schwächsten Gruppen aufnehmen und repräsentieren.
Demokratie leben!
Nur durch einen diversitätsbewussten Zugang zu demokratischer Teilhabe und -nahme bleibt Demokratie gesellschaftsorientiert und authentisch. Vielfalt leben bedeutet Demokratie leben!
Das Festival wurde als Demokratiekonferenz 2021 der Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Dachau abgehalten. Gefördert wurde diese vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, dem Landkreis und der Stadt Dachau. Ganz bewusst wurde das Format auch als Abkehr von gängigen Formaten solcher Veranstaltungen gewagt. Das Ziel eine breiter verstreute und diversere Zielgruppe zu erreichen wurde zwar in großen Teilen erreicht, dennoch hat die digitale Umsetzung dies beeinträchtigt. Ein kleiner Schritt in die Richtung trotzdem, möglichst viele mitzunehmen, konnte in diesem Jahr mit dem Filmfestival gegangen werden.
Der Erfolg ist in besonderem Maße auch denen zu verdanken, die sich als Kooperationspartner*innen dem Projekt Vielfalt Filmfestival angeschlossen hatten. Abwechslungsreiche Formate und Filme zu verschiedenen Dimensionen des Vielfaltbegriffs haben das Programm erst stimmig gemacht. So gab es neben digitalen Filmvorführungen auch einen Livestream aus dem Gymnasium Markt Indersdorf, eine Theateraufzeichnung des Hoftheaters Bergkirchen und Workshops in Jugendzentren vor Ort.
Die überwältigende Resonanz von Teilnehmenden und vielen kurzfristigen Anmeldungen aus dem gesamten Bundesgebiet haben die Veranstalter*innen bekräftigt, das Format zu diesem Thema weiterzudenken und 2023 vielleicht in die 2. Runde des Vielfalt Filmfestivals zu gehen.
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