Bericht zur 3. Demokratiekonferenz der Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Dachau.
Am 13. Mai 2017 hielt die Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Dachau mit Unterstützung des BMFSFJ im Rahmen des Förderprogramms Demokratie Leben! die dritte Demokratiekonferenz im Ludwig-Thoma-Haus in Dachau ab. Die circa hundert Gäste waren stark gemischt. Es waren viele Jugendliche und junge Erwachsene mit Fluchthintergrund, Ehrenamtliche aus den Helferkreisen, Kommunalpolitiker, Lehrer, Jugendarbeiter und andere anwesend. Das Thema der Konferenz lautete Integration und wie diese erfolgreich umgesetzt werden könne. Um an die Thematik heran zu führen, wurde die Veranstaltung mit einem Film über das Theaterprojekt „Eine Liebe immer“ eingeleitet, das unter der Leitung von Nico Hohmann (Abteilung „Jugend und Integration“ der Stadt Dachau) Flüchtlingen die Möglichkeit gibt, ihre Erfahrungen zu verarbeiten.
Nach der Filmvorführung kamen die Grußworte von Landrat Stefan Löwl, Oberbürgermeister Florian Hartmann und dem Vorsitzenden des Kreisjugendrings Dachau, Stephan Batteiger. Alle drei Redner sind sich hier einig, dass die Integration von Flüchtlingen ein wichtiges Thema in der heutigen Zeit darstellt. Jedoch gäbe es viele Probleme bei dieser, speziell wann von einer gelungenen Integration zu sprechen ist, sei nicht leicht zu definieren.
Nachfolgend stand ein Vortrag von Prof. Dr. Karl-Heinz Meier Braun, einem renommierten Migrationsforscher, auf dem Plan. Dieser sprach über die Geschichte der Migration und Integration in der Bundesrepublik. So sei Deutschland offiziell erst seit dem Jahr 1999 ein Einwanderungsland, auch wenn bereits vorher durchaus Asylsuchende aufgenommen wurden. Trotz der Aufnahme von Vertriebenen nach dem 2. Weltkrieg, von Systemflüchtlingen aus der DDR, Aufnahme angeworbener Gastarbeiter und Spätaussiedler bis hin zu Flüchtlingen in Folge des Kosovokonflikts wurde der Begriff der Einwanderungsgesellschaft und damit eine ernsthafte Auseinandersetzung mit Fragen rund um das Thema Integration weitgehend vermieden. Ebenfalls weitaus länger gibt es die Kritik an der Aufnahme von Flüchtlingen. So schrieben Zeitungen bereits 1980 Überschriften wie „Asylanten stoppen!“. Prof. Meier Braun verwies damit auf die wichtige – aber oftmals auch nicht gerade unproblematische – Rolle der Medien. Er zitierte einen Zeitungsartikel in dem auf die kriminellen und unhygienischen Flüchtlinge aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten gewarnt worden ist. Neben alltäglicher Diskriminierung waren dann z.B. auch Gastarbeiter mit einer fehlenden Integrationspolitik konfrontiert. Gegenwärtig zeichnet sich dagegen ein anderes Bild der Lage. Gerade auf kommunaler Ebene bemühen sich die Zivilgesellschaft und die Politik sehr stark um bessere Integrationsbedingungen. Dabei sind aber auch aufgrund langjähriger Versäumnisse, wie zum Beispiel im sozialen Wohnungsbau, große Herausforderungen zu meistern.
Als nächster Programmpunkt wurden verschiedene Workshops angeboten, die sich beispielsweise mit Themen wie „Integration – was heißt das?“ oder der besonderen Situation queerer Geflüchteter in der Integrationsarbeit befassten. Abgeschlossen wurde die Veranstaltung durch ein Theaterstück, das von Nico Hohmanns Gruppe aufgeführt wurde, sowie von einer Podiumsdiskussion.
Während der gesamten Demokratiekonferenz war spürbar, dass die Teilnehmenden sich der Probleme, die bei der Integration auftreten können, bewusst sind. Jedoch ist sowohl auf Seiten der Geflüchteten als auch auf Seiten der in Deutschland lebenden Menschen ein Bewusstsein vorhanden, dass nur gemeinsam ein harmonisches Miteinander erreicht werden kann.